Praktikum im Betreuten Wohnen – Gespräch mit Carola Gensicke
Geschrieben von Johannes Schleicher am 7. Juni 2017
Kategorien: Betreutes Wohnen, Pflege
Carola Gensicke macht gerade eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Dafür war sie 5 Wochen in unserem Betreuten Wohnen. Wir haben sie zu ihren Erfahrungen befragt.
Wie hast du dich ins Betreute Wohnen eingelebt?
Es gibt da tatsächlich viele Freundschaften! Die Bewohner sind alle sehr aufgeschlossen gegenüber dem Personal. Ich bin einmal bei einer Bewohnerin rein, und die sagte dann: "Wo ist denn die Annika, wo ist denn die Annika?" und das war alles, was sie interessierte, und daran merkt man schon, dass sie ihre Leute haben, mit denen sie einfach Spaß haben. Sie haben eben einen besonderen Draht zueinander.
Mir geht es so, dass ich mittlerweile alle Namen unserer Gäste kenne, das war mir wichtig. Ich wollte nicht immer in eine Akte gucken müssen, um jemanden anzusprechen. Und natürlich baut man Beziehungen auf. Heute war ich zum Beispiel mit einer Bewohnerin im Park und bin mit ihr eine Runde gelaufen. Sie sitzt oft dort, sieht aber nicht mehr gut und möchte nicht alleine gehen. Sie hat sich dann richtig gefreut, als ich mit ihr eine Runde um den Teich gelaufen bin.
Was steht nach deiner Ausbildung an?
Es wird in Richtung Kinderpflege gehen – das ist mein Ziel. Deshalb habe ich mich auch für die Ausbildung entschieden.
Meine Mutter war lange krebskrank, und ich habe für mich entschlossen, dass ich Menschen lieber ins Leben begleiten möchte als aus dem Leben heraus. Also natürlich erfährt man in der Kinderkrankenpflege auch mal die andere Seite, dass Kinder sterben, das ist mir durchaus bewusst. Aber die Chance auf Genesung ist viel höher.
Wie hat es dir bei uns gefallen?
Mit meinem Abschiedskuchen wollte ich nochmal ausdrücken, wie ich es hier fand und dass ich mich so gut aufgehoben gefühlt habe.
Und nicht nur die Kollegen, sondern auch die Arbeit an sich war toll: Ich bin eigentlich immer mit einem guten Gefühl nach Hause gegangen. Also ich hatte nie das Gefühl, dass ich zu viel oder zu wenig hätte machen dürfen oder müssen. Es war eine wichtige und eine schöne Erfahrung, hier zu arbeiten.
Man sieht hier auch so viele Leute, irgendwer kommt immer um die Ecke und das ist das Schönste, wenn man morgens oder mittags irgendwo hinkommt und Leute freuen sich darüber, dass sie einen wiedersehen.
Also ich hab hier eine Bewohnerin, die hat vorhin ein bisschen weinen müssen, weil sie ja weiß, dass morgen mein letzter Tag ist, und das ist schon schön, also nicht, dass sie weinen musste, aber dass ich einen solchen Platz bei ihr einnehme.
Du hast vor deinem Praktikum bei uns im Klinikum gearbeitet. Wo sind die Unterschiede?
Im Klinikum sind die Leute nicht zuhause, deshalb müssen sie sich da ein bisschen mehr nach dem richten, was das Klinikum ihnen vorgibt.
Im Betreuten Wohnen gibt es zwar auch Zwischenfälle: Jemand stürzt, oder ähnliches. Aber in der Klinik gibt es eben öfter richtige Notfälle, da ist jeder ständig nur auf den Ernstfall gepolt. Im Betreuten Wohnen ist es sehr viel entspannter, man kennt sich hier auch, wahrscheinlich auch dadurch, dass die Bewohner hier viel länger sind und dass die Pflegekräfte auch mehr Zeit für sie haben. Und so haben sie wahrscheinlich ein viel besseres Gefühl dafür, wie schlecht oder wie gut es einem Bewohner gerade geht, und können so auch im Vorhinein Vorkehrungen treffen. Im Krankenhaus ist man da viel fixierter.
In der Klinik zählt tatsächlich eher das Krankheitsbild. Dadurch ist nach der Behandlung dann Schluss und man geht zum nächsten Patienten, und dann zum nächsten… da ist nicht viel Zeit für Zwischenmenschliches.
Vielen Dank für das Gespräch, Carola! Wir wünschen dir noch eine erfolgreiche Ausbildung und einen gelungenen Einstieg in die Kinderpflege!