Die Entscheidung für oder gegen künstliche Beatmung
Geschrieben von Johannes Schleicher am 4. März 2019
Kategorie: Intensivpflege
Zwei Betroffene kommen zu Wort
Wenn ein Mensch in die Situation kommt, sich für oder gegen eine künstliche Beatmung, vor allem eine invasive Beatmung, zu entscheiden, fällt ihm das oft sehr schwer. Die Konsequenzen, die damit verbunden sind, erstrecken sich auf viele Lebensbereiche und scheinen nicht nur unüberblickbar, sondern nicht zu bewältigen.
Auf dem Kongress für Außerklinische Intensivpflege und Beatmung (KAI) 2017 haben zwei Menschen ihre Entscheidung kommentiert: Einer von ihnen hat sich gegen, einer für die invasive Beatmung entschieden. Beide sind ALS-Patienten.
Hardy Krüger: Die Entscheidung gegen die invasive Beatmung
Hardy Krüger lebt seit einiger Zeit in unserem Hospiz. Der Schauspieler und Synchronsprecher, der auch seinen eigenen Youtube-Channel unterhält, hat sich gegen die invasive Beatmung entschieden.
In einem Videointerview erklärt er diese Entscheidung und deren Konsequenzen für sein Leben.
Oliver Jünke: Die Entscheidung für invasive Beatmung
Wer sich ein wenig mit der Amyotrophen Lateralsklerose, kurz ALS, befasst hat, der wird unweigerlich auf den Namen Oliver Jünke gestoßen sein. Er ist 1. Vorsitzender des ALS-mobil e.V. und setzt sich seit Jahren dafür ein, dass Menschen mit ALS geholfen wird, dass sie, wie der Vereinsname schon sagt, Möglichkeiten der Mobilität erhalten und dass Menschen über ALS aufgeklärt werden.
Oliver hat sich ganz klar für ein Leben mit invasiver Beatmung entschieden. Seit 2012 ist er tracheotomiert und lebt mit invasiver Beatmung.
Unter dem Motto "Das Leben ist doch schön" unternimmt er auch invasiv beatmet ausgedehnte Reisen, Segelflüge und nimmt an Karnevalssitzungen teil.
"Es ist unser Leben, über das wir selbst entscheiden, auch wenn wir pflegerisch von anderen Personen abhängig sind."
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Der Therapieabbruch
In seinem Vortrag auf dem KAI ist Oliver auch auf einen Therapieabbruch eingegangen. Die Einstellung lebensverlängernder Maßnahmen, also der Beatmung sowie der PEG-Sonde, ist jederzeit möglich. So ist die Revidierung der Entscheidung also immer gegeben und demnach nichts, womit man dann notgedrungen leben muss, selbst wenn sich die Einstellung zu der Problematik geändert hat.
Durch den ALS-mobil e.V. bringt Oliver seine Einstellung zum Leben an die Öffentlichkeit und wendet sich damit natürlich auch an andere ALS-Betroffenen. Die Entscheidung für oder gegen eine Verlängerung des Lebens durch invasive Beatmung liegt selbstverständlich bei jedem einzelnen, und Oliver besteht auch auf der Wichtigkeit, sich umfassend beraten zu lassen.
Dennoch zeigt er mit seiner Lebart und seiner Sicht auf die Welt eine Haltung gegenüber dem Leben, die anderen Betroffenen Mut machen kann.
Seinen Vortrag findest du auf der Seite des KAI-Kongresses.
Es existiert auch ein Live-Mitschnitt seines Vortrags auf dem KAI, der allerdings nur in schlechter Qualität vorliegt:
Wir maßen es uns nicht an, eine dieser beiden Positionen zu kommentieren, da es das Selbstbestimmungsrecht eines jeden Menschen gebietet, für sich selbst zu entscheiden, wie er leben möchte. Stattdessen lassen wir sie genauso stehen, damit Sie sich ein Bild von jeder der beiden machen können und daraufhin besser verstehen, was es mit dieser Entscheidung auf sich hat.