SAPV – den palliativen Gedanken in die Tat umsetzen

Geschrieben von Johannes Schleicher am 11. August 2021
Kategorie: Palliativpflege

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Seit fast 20 Jahren setzt sich Hartmut Jäckel dafür ein, den palliativen Gedanke in Brandenburg an der Havel umzusetzen. Was genau damit gemeint ist, erfahren Sie hier.

Hartmut Jäckel

Zusammen mit Manuela Lindner, Leiterin der Hospizbewegung Brandenburg, und Katrin Gutschmidt, der Leiterin unseres Hospizes, hat Hartmut Jäckel die Palliativpflege der Jedermann Gruppe aufgebaut. Ausgelöst wurde das Ganze durch Sven Rohde, der damals bereits Geschäftsführer war und 2004 ein Hospiz eröffnen wollte.

Hospiz
Das Hospiz der Jedermann Gruppe wurde 2004 eröffnet

Deshalb hat Herr Jäckel an seinem 42. Geburtstag gemeinsam mit Katrin Gutschmidt seine Palliative Care-Ausbildung begonnen, denn von der Palliativpflege wusste er zu diesem Zeitpunkt noch recht wenig. 

Der palliative Gedanke ist sehr umfassend. Hartmut Jäckel hat ihn zuerst von Stein Husebø erfahren, einem norwegischen Mediziner, bei dem er die Ausbildung Palliative Care für Fortgeschrittene gemacht hat. 

Der palliative Gedanke

Palliativpflege ist Pflege von Menschen an ihrem Lebensende. Was sie aber auch ist und sein muss, um zu funktionieren, ist Arbeit auf Augenhöhe, und zwar mit allen Beteiligten. An der Palliativpflege sind viele Fachleute beteiligt: Ärzte, pflegende Sozialarbeiter, Seelsorger, Pflegekräfte natürlich – und wenn diese interdisziplinäre Arbeit nicht reibungslos erfolgt, wenn nicht eine Profession die andere auffängt, ergänzt, kann Palliativpflege nicht oder nur sehr schwer und mühsam gelingen. 

Palliativarzt

Nur in einem solchen Miteinander kann man dem Dritten, dem schwerkranken Menschen, um den es schließlich geht, auch entsprechend helfen.

Von Stein Husebø und später auch von anderen hat Hartmut Jäckel erfahren, dass die palliative Arbeit so möglich ist. Diese Erfahrung wollte er auch in Brandenburg an der Havel Wirklichkeit werden lassen. Und das hat er, gemeinsam mit allen anderen Beteiligten, auch geschafft. Unser Palliative Care Team besteht aus Hospiz und SAPV – die ambulante Palliativversorgung schließt auch ein Ärzteteam ein, das seit Neustem aus fünf Ärztinnen und einem Arzt besteht. Außerdem arbeiten wir eng mit der Hand in Hand GmbH zusammen, die ebenfalls ein SAPV-Team hat.

Eigene Ärzte für unsere SAPV

Dass ein Pflegedienst eigene Ärzte angestellt hat, ist in dieser Form ein völliges Novum, aber so schafft man es besser, den Gedanken der Interdisziplinarität und der Teamarbeit auf Augenhöhe tatsächlich umzusetzen. Und das funktioniert: 

"Die Rückmeldungen von Patienten und Angehörigen sind überwältigend richtig gut," sagt Jäckel. 

Oft kommen die Angehörigen des Verstorbenen nochmals zum Team, um sich auszusprechen. Und auch das ist Teil des palliativen Gedankens: Palliativpflege hört nicht zwingend auf, wenn der Patient verstorben ist. 


Genauso wenig, wie die Emotionen nur bei den Angehörigen bleiben. Die Palliativpflege ist eine hochemotionale Arbeit, vielleicht mehr noch, als Pflege das im Allgemeinen ist, da der Tod um ein vielfaches gegenwärtiger ist.

Deshalb ist auch die emotionale Unterstützung, die Zwischenmenschlichkeit innerhalb des Palliative Care Teams essentiell, wie sie das bei Patienten und Angehörigen ist. 

Eine gute Truppe

Auch in schwierigen Situationen hält man miteinander aus, gibt denen Kraft, die sie brauchen, verarbeitet, was man nicht einfach vergessen kann. 

"Ich denke, wir sind eine wirklich gute Truppe, mit einer ausgesprochen hohen Fachlichkeit, aber auch sehr ausgeprägter Empathie, wenn es um den Umgang mit Patienten, Angehörigen, aber auch um uns selbst geht."

Dr. Hartmut Jäckel

Es ist eine unfassbar wertvolle Arbeit und ein großartiges Team. Die Leitung dieses Teams wird Hartmut Jäckel allerdings im nächsten Jahr abgeben. 2 Jahrzehnte ist er dann in der palliativen Pflege tätig gewesen. Für die Zukunft wünscht er sich aber mehr Leerstellen in seinem Zeitplan, mehr Zeit für die Enkel.

immo-haende

Der Palliativgedanke lässt ihn trotzdem nicht los. Es ist ein Gedanke, der ein Leben lang dauert und der es auch wesentlich prägt, zumindest in Hartmut Jäckels Fall. Und diesen Gedanken wird er in Weiterbildungen und Schulungen immer weitertragen, damit auch andere Menschen davon profitieren können.

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