Patient im Bett

Palliative Care – Wenn nichts mehr zu machen ist, ist noch viel zu tun!

Geschrieben von Daniel Rautenberg am 30. September 2015
Kategorien: Intensivpflege, KAI, Palliativpflege

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Ein Ausblick auf den KAI-Vortrag von Prof. Dr. Katharina Heimerl und Dr. phil. Hartmut Jäckel

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„Wenn nichts mehr zu machen ist, ist noch viel zu tun!”: Dieser Satz wird Programm, wenn ein intensivmedizinisch betreuter Patient ans Ende seines Lebens kommt. Pflegepersonal und Angehörige stehen dann vor ganz besonderen Herausforderungen. Der Frage, wie diese Situation am besten zu handhaben ist, widmen sich Dr. phil. Hartmut Jäckel und Prof. Dr. Katharina Heimerl auf dem diesjährigen Kongress für Außerklinische Intensivpflege und Beatmung (KAI) in Berlin. Nicht die pflegerisch-praktischen, sondern vielmehr die ethisch-rechtlichen Aspekte werden bei ihrem Vortrag im Zentrum stehen. Wir geben heute einen Vorgeschmack darauf, was euch erwartet.

Die Entstehung der Palliative Care

Die außerklinische Intensivpflege und die häusliche Palliativversorgung, vor allem die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), sind noch junge Bereiche in der Pflege. Aber sie wachsen stark. Erst in den 1960er Jahren hat Elisabeth Kübler-Ross „das Sterben aus der Toilette“ geholt, wie sie selbst sagte, und den Umgang mit Sterbenden deutlich verändert. Sie kam mit ihnen ins Gespräch und machte so „die Patienten zu unseren Lehrern“. In einer Reihe mit ihr steht Dame Cicely Saunders, die etwa zur gleichen Zeit die moderne Hospizbewegung und die Palliativmedizin begründete. Ihr Konzept des ‚total pain‘ betrachtet das Sterben als ganzheitliches Problem, mit physischen, emotionalen und sozialen Aspekten.

Der Intensivpatient als Palliativpatient

Die klassische Palliativmedizin hat sich lange Zeit fast ausschließlich den onkologischen Patienten gewidmet. Der ‚palliative Intensivpatient‘ wurde nur spärlich und wenn dann bezogen auf den Rettungsdienst oder die Intensivstation betrachtet. Prof. Dr. Heimerl und Dr. Jäckel sind jedoch der Meinung, dass Intensivpflege und Palliativversorgung weitaus mehr Gemeinsamkeiten haben, als es momentan wahrgenommen wird. „Immer öfter melden sich Teams der häuslichen Intensivpflege bei unserem Palliativteam, weil sie das Gefühl haben, dass die Versorgung ihrer Patient/innen an Grenzen gerät, die ein neues Herangehen erfordern.”, berichtet Dr. Jäckel aus seiner Tätigkeit als Koordinator SAPV der Jedermann Gruppe. „Lassen Sie uns diese Gefühle ernst nehmen! Sie sind vielleicht der Beginn einer ethischen Auseinandersetzung, die für Patienten, ihre Angehörigen und das Team neue, tragende Kräfte freisetzt.”

Betreuungsansätze und praktische Übungen

Prof. Dr. Heimerl und Dr. Jäckel nutzen in ihrem Vortrag das Konzept des ‚total pain‘ von Cicely Saunders, um den außerklinischen, palliativen Intensivpatienten näher zu beschreiben und Betreuungsansätze zu vermitteln. Wie der ethische Diskurs zum Thema konkret aussehen kann, werden sie im Anschluss an ihren Vortrag gemeinsam mit Pfarrer, Seelsorger und Supervisor Johannes Albrecht und den Teilnehmern besprechen sowie am Fallbeispiel trainieren.

Ihr seid an dem Thema interessiert? Wer ein Ticket für den KAI hat, kann am Donnerstag, den 15.10. zwischen 10:50 und 11:40 Uhr dem Vortrag lauschen, am Nachmittag folgt dann der praktische Workshop. Der Kongress ist in diesem Jahr bereits ausgebucht. Das ganze Programm findet ihr hier.

Prof. Dr. Katharina Heimerl leitete bis vor Kurzem die Abteilung Palliative Care und Organisationsethik der IFF- Fakultät Wien der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Wien, Graz. Sie ist Mitherausgeberin des Buches „Wenn nichts mehr zu machen ist, ist noch viel zu tun” (Lambertus).

Dr. phil. Hartmut Jäckel ist Koordinator SAPV / Aus- und Weiterbildung der Jedermann Gruppe e.V.

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