Suizid im Alter

Suizid im Alter

Geschrieben von Johannes Schleicher am 18. Februar 2019
Kategorien: Pflege, Pflegetipps

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Über 40% der Suizide in Deutschland werden von Menschen begangen, die über 65 Jahre alt sind (Quelle: Destatis). Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen, da viele alte Menschen keine konkrete Tötungsart wählen, um sich das Leben zu nehmen, sondern eher im Stillen verscheiden, indem sie Nahrung oder Medikamente verweigern, was dann oft nicht als Suizid erkannt oder gewertet wird.

In diesem Beitrag gehen wir auf die Anzeichen ein, mit denen sich Suizidgedanken bei alten Menschen äußern. Außerdem geben wir Ihnen Vorschläge für den Fall, dass Sie bei einem Angehörigen oder einem Patienten Anzeichen für Suizidalität feststellen.

Weitere nützliche Infos

Die Gründe, aus denen ältere Menschen Suizidgedanken entwickeln, sind selbstverständlich sehr individuell. Dennoch kann man einige Aspekte benennen, die häufig vorkommen:

  • Änderung der Lebensumstände durch Altern und Erkrankung
  • Depressionen
  • Kognitive Veränderungen (wie z.B. Demenz)
  • Beziehungsverlust (Tod von Angehörigen und Freunden, zu wenig Energie für soziale Interaktion)
  • Angst vor Abhängigkeit von anderen

Anzeichen für suizidale Absichten alter Menschen

Natürlich gibt es keine Signale, von denen aus man mit voller Wahrscheinlichkeit auf suizidale Absichten schließen könnte. Auch können sich Signale von Mensch zu Mensch stark unterscheiden. Einige Signale legen jedoch nahe, sich intensiver mit dem Gemütszustand des betreffenden Menschen auseinanderzusetzen.

Gerade bei Depressionen sollte, selbst wenn keine Suizidabsicht vorliegt, ohnehin etwas getan werden.

Woran Sie eine Depression bei erkennen, haben wir in unserem Beitrag zum Umgang mit Altersdepressionen aufgeführt.

Auch, wenn ein älterer Mensch sich immer mehr zurückzieht, seine sozialen Kontakte abbricht, kann das auf Suizidgedanken hindeuten.
Man sollte dem Umstand Rechnung tragen, dass ältere Menschen oft schlicht nicht mehr die Energie haben, lange an Familienfeiern anwesend zu sein oder sich rege an Gesprächen zu beteiligen.
Das Signal, das hier jedoch gemeint ist, ist ein auffälliger Unterschied im Verhalten des Menschen, für das fehlende Energie oder das Altern im Allgemeinen keine ausreichende Begründung liefern können.

einwilligungsfaehigkeit

Starke Unwilligkeit, zu essen und zu trinken, übermäßiger Alkoholkonsum bzw. die Verweigerung, Medikamente zu nehmen, können auch suizidale Absichten ankündigen. Auch hier muss man in Betracht ziehen, dass ältere Menschen gewöhnlich weniger essen als jüngere Menschen, was dem sich ändernden Energiehaushalt geschuldet ist, das heißt, auch hier ist eher eine starke Verhaltensänderung gemeint, die durch den Alterungsprozess nicht hinreichend erklärt wird.

Was kann ich tun?

An vielen Gründen, die zu Selbstmordgedanken älterer Menschen führen, können Sie als Angehöriger nichts ändern. Deshalb empfiehlt es sich stark, professionelle Hilfe hinzuzuziehen. Psychotherapie kann erwiesenermaßen große Abhilfe schaffen, sollte sich ein älterer Mensch mit Selbstmordgedanken befassen.

Weiter unten finden Sie Kontakte, bei denen Sie sofort telefonische Hilfe erhalten.

Sie selbst als Partner oder Angehöriger können auf einige der oben genannten Gründe für Suizidabsichten einwirken.

Zuhören & Verständnis zeigen

Nehmen Sie die Nöte ernst, die die Person mit Suizidgedanken hat. Hören Sie ihr aufmerksam zu, gehen Sie auf ihre Situation ein und zeigen Sie ihr, dass Sie sie ernst nehmen. Dies nimmt der Person die Angst, in der Welt überflüssig geworden zu sein, anderen durch ihre Anwesenheit zur Last zu fallen und an sich nichtig geworden zu sein.
Diese Ängste sind oft Gründe für Depressionen, die wiederum zu Suizidgedanken führen können.
Auch ist dieses Verhalten vorteilhaft für den Umgang mit Menschen mit Demenz, wie wir in unserem Beitrag über den Umgang mit Menschen mit Demenz beschrieben haben.

spaziergang

Soziale Nähe schaffen

Der sozialen Vereinsamung älterer Menschen können Sie entgegenwirken, indem Sie selbst mehr Zeit mit ihnen verbringen, indem Sie sie mehr ins familiäre Miteinander einbeziehen, aber auch, indem Sie ihnen Möglichkeiten schaffen, mehr an sozialen Tätigkeiten teilzunehmen. Das kann sich beispielsweise so gestalten, dass Sie den betreffenden Menschen zu seinem Lesezirkel oder seinem Teekränzchen fahren und ihn von dort wieder abholen.

Wo finde ich sofort Hilfe?

Sollten Sie selbst suizidale Gedanken verspüren oder Hilfe benötigen, weil ein Angehöriger Suizidgedanken hat, können Sie sich an die Telefonseelsorge wenden. Sie ist kostenfrei und 24 Stunden am Tag erreichbar.

Hier erreichen Sie die Telefonseelsorge:
0800/111 0 111
0800-1110222
oder online unter: https://online.telefonseelsorge.de/
Sie können auch vor Ort Hilfe finden:
https://www.telefonseelsorge.de/
Auch der sozialpsychiatrische Dienst kann Ihnen helfen. Um den sozialpsychiatrischen Dienst in Ihrem Bundesland zu finden, empfehlen wir Ihnen, nach "sozialpsychiatrischer Dienst" zu googlen.

Eine umfassende Liste von Kontakten, die Hilfe bieten, finden Sie auch bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS): https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/hilfsangebote/

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