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Tracheostoma, Trachealkanüle & Blockung – Was hat das alles zu bedeuten?

Geschrieben von am 13. August 2019
Kategorie: Intensivpflege

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Die Pflege und Versorgung beatmungspflichtiger Menschen ist eine verantwortungsvolle Aufgabe – nichts Geringeres als das Leben des Betroffenen hängt davon ab.

Inhalt:

Neben der richtigen Handhabung der Beatmungsgeräte spielen viele weitere Faktoren eine wichtige Rolle.
 Der folgende Text liefert einen kurzen Überblick über die Situation tracheotomierter Menschen.

Hier finden Sie zusätzlich einen Beitrag zum Sekretmanagement nach der Tracheotomie und beim Tracheostoma

In einem anderen Beitrag gehen wir auf 7 wichtige Fakten zu Tracheostoma ein.

Was ist ein Tracheostoma?

Ein Tracheostoma ist eine operativ angelegte Öffnung der Luftröhre nach außen. Mittels der Tracheotomie (Luftröhrenschnitt) wird der Zugang durch die Halsweichteile hergestellt. Man legt ein Tracheostoma in den folgenden Fällen an:

  • Verengungen des Halses
  • Beidseitige Stimmlippenlähmung
  • Einige Lungenerkrankungen
  • Schwere Schluckstörungen
  • Intoleranz einer nichtinvasiven Beatmung
  • Ineffiktivität eines nichtinvasiven Sekretmanagements
  • Langzeitbeatmung

Je nach Ausmaß der Störung erhält der Patient vorübergehend oder dauerhaft eine Trachealkanüle, die die Atemluft direkt in die Luftröhre leitet.

Die Trachealkanüle

Eine Trachealkanüle ist ein Kunststoffschlauch, der in einen Luftröhrenschnitt eingesetzt wird. Die Kanüle dient der Beatmung des tracheotomierten Menschen.

Es gibt verschiedenste Kanülen von zahlreichen Herstellern. Unterschieden werden sie zum Beispiel hinsichtlich des Materials. Es werden vor allem Kanülen aus PVC, Silikon oder Polyurethan verwendet. Silber- oder Plastikkanülen werden bei HNO-Patienten genutzt, aber nicht bei Betroffenen mit Beatmung. Auch gibt es die so genannte Tracheoflex, eine flexible Kanüle, die vorwiegend in der stationären Behandlung eingesetzt wird. Aufgrund einer fehlenden Innenkanüle ist sie jedoch in der außerklinischen Beatmung und im Weaning ungeeignet.

Nicht nur das Material ist entscheidend, auch Parameter wie Länge, Krümmungsradius, Innen- oder Außendurchmesser sowie mit oder ohne subglottische Absaugung können für die Versorgung und das Wohlbefinden des Patienten entscheidend sein.

Zur Info

Subglottische Absaugung meint die Absaugung von Sekret unterhalb der Stimmbänder. „Glottis“ bezeichnet das Stimmorgan im Kehlkopf, das aus den beiden Stimmbändern bzw. der dazwischenliegenden Stimmritze besteht.

In den folgenden Abschnitten wird auf die Unterschiede hinsichtlich der Blockbarkeit der Kanülen und auf die Einschränkungen eingegangen, die ein Patient mit Trachealkanüle und Tracheostoma erlebt.

Trachealkanüle – mit oder ohne Blockung?

Blockbare Kanülen (Bild oben) werden eingesetzt, wenn ein vollständiger Abschluss der Luftröhre notwendig ist. Dies ist meist bei Menschen mit Langzeitbeatmung (z.B. BiPAP und CPAP) der Fall, aber auch bei Schluckstörungen (Dysphagien).

Mehr Informationen zur BiPAP-Beatmung finden Sie in unserem Beitrag zu diesem Thema.

Weiterführende Infos zur CPAP-Beatmung können Sie hier einsehen.

Ein sogenannter Cuff, der mit Luft gefüllt wird, ermöglicht den Abschluss der Trachea (die Trachea ist die Luftröhre) und gleicht außerdem Druckschwankungen in der Luftröhre aus, damit diese nicht verletzt wird.

Zur Info

Bei einem Cuff (englisch für „Manschette“) handelt es sich um eine aufblasbare Manschette aus Kunststoff oder Gummi, die sich am Ende eines Beatmungstubus‘ befindet und die den Tubus gegenüber der Luftröhre luftdicht abschließt.

Bei geblockter Kanüle kann also keine Atemluft in die oberen Atemwege – also in den Mund- und Rachenraum – gelangen. Der Vorteil: Sekrete können nicht in die tieferen Atemwege gelangen. Sie müssen allerdings abgesaugt werden. Der Nachteil: Das Sprechen mit geblockter Kanüle ist nicht möglich.

Nichtblockbare Trachealkanülen stellen eine Verbindung zwischen der Luftröhre und der äußeren Haut her. Sie wird vor allem bei Patienten mit Larynx- oder neuromuskulären Erkrankungen eingesetzt.

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Sprechen mit Trachealkanüle

Menschen mit neuromuskulären Erkrankungen schätzen diese cuff-losen Kanülen, da die verbale Kommunikation erhalten bleibt, jedoch muss bei einem Beatmungsgerät auf undichte Stellen geachtet werden.

Zusätzlich gefensterte bzw. gesiebte Kanülen ermöglichen das Einatmen über die Kanüle und das Ausatmen über den Kehlkopf. Auf diese Weise kann mit einem Sprechventil problemlos Stimme erzeugt werden.

Ein Sprechventil kann auch bei ungefensterter bzw. ungesiebter Kanüle genutzt werden, jedoch muss darauf geachtet werden, dass bei einer blockbaren Kanüle der Cuff entblockt wird, damit die Ausatemluft neben der Kanüle entweichen kann.

Was bedeutet die Trachealkanüle und ein Tracheostoma für Betroffene?

Eine Trachealkanüle sichert die Atmung des Patienten und ist dementsprechend eine lebenserhaltende Maßnahme. Allerdings entstehen auch viele Veränderungen, die zu Beeinträchtigungen führen können und vor allem für die Umsorgenden zu beachten sind.

Riechen und Schmecken

Da die Atemluft bei Patienten mit Tracheostoma und geblockter Kanüle nicht mehr durch Mund und Nase gelangt, sind der Geruchs- und Geschmackssinn erheblich beeinträchtigt. Nicht nur das behindert die üblichen Ernährungsgewohnheiten, auch das Schlucken und die Koordination von Atmen und Schlucken wird durch die Kanüle im Hals erschwert.

Schlucken

Der Kehlkopf kann sich mit der schweren Kanüle einfach nicht mehr so gut heben. Viele Untersuchungen zeigen eine verringerte Schluckfrequenz gegenüber gesunden Probanden. Die Behinderung des Schluckakts wiederum bedingt ein vermehrtes Austreten von Speichel aus der Kanüle oder dem Mund. Der Speichel muss abgesaugt werden, damit er nicht in die tieferliegenden Atemwege gelangt und damit er die Kanüle nicht verstopft.

Unsere außerklinische Intensivpflege

Unser Pflegedienst hat sich auf die außerklinischen Intensivpflege, also die Pflege von Menschen mit Intensivpflegebedarf in deren eigener Häuslichkeit, spezialisiert.
In Brandenburg an der Havel haben wir dafür eine Intensivpflege-WG.

Wir sorgen für eine reibungslose Überleitung von der Klinik in die Häuslichkeit.
Falls Sie sich nicht sicher sind, welcher Ort für die Pflege gewählt werden soll – eine Intensivpflege-WG oder die eigene Häuslichkeit – helfen wir Ihnen gerne bei der Entscheidungsfindung.

Risiken eines Tracheostomas

Aufgrund der ständigen Reizung durch Speichel und Kanüle verringert sich auch die Sensibilität im Rachen, weshalb Schutz- und Reinigungsmechanismen der Atemwege, also Husten, Räuspern und Niesen, häufig nicht mehr effizient genutzt werden können. 
Folglich kann es mit einem Tracheostoma zu Aspirationen ("sich verschlucken") kommen – Speichel, Flüssigkeiten oder Nahrung geraten unterhalb der Stimmlippen in die tieferliegenden Atemwege bis in die Lunge. Dort können sich Keime ungehindert vermehren und Lungenentzündungen folgen. 
Häufig hat die Trachealkanüle auch Auswirkungen auf die Haltung und Bewegung des Betroffenen. Die Betroffenen nehmen eine Schonhaltung ein, um sich vor mechanischen Reizen zu schützen. 
Es entwickelt sich ein Teufelskreis.

Reisen mit Beatmung

Doch eine Trachealkanüle muss nicht unbedingt zu diesem Teufelskreis führen: Dass das Leben beatmeter Menschen nicht von Verzicht geprägt sein muss, zeigen zahlreiche Betroffene, die mit Beatmungsgerät auf Reisen gehen. Passend dazu hat Mirco Mengel auf dem Kongress für Außerklinische Intensivpflege (KAI) 2013 eine interessante Präsentation zum Thema Reisen mit Beatmung gehalten, die Sie sich hier ansehen können:

Hier finden Sie ausführliche Informationen zum Reisen mit Beatmung.

Tracheostomapflege

Ein Tracheostoma muss gepflegt werden, um Hautschäden und Wundinfektionen zu vermeiden. Von Wundinfektionen spricht man bei einem Trachestoma, da es sich dabei um eine aseptische (keimfreie) Wunde handelt: Es wurde unter sterilen Bedingungen angelegt und weist glatte Wundränder auf.

Bei der Reinigung sollten auch aseptische Bedingungen herrschen. So sollte die Pflege nur mit desinfizierten Händen und sterilen Werkzeugen und Materialien stattfinden. Außerdem sollte die Wunde von innen nach außen gereinigt werden.

Verbinden muss man ein Tracheostoma 1-3 mal täglich, da der Hautzustand überprüft werden, durchnässte Kompressen gewechselt und Hautirritationen vermieden werden müssen.

Bei Entzündungszeichen sollten antiseptischen Salben und Schleimhautsdesinfektionsmittel verwendet werden. Diese müssen aber zuerst ärztlich verordnet werden.

Hautreizungen muss man mit einer Wundspüllösung behandeln. Bei extrem geschädigter Haut sollte man eine Hydrokolloidplatte verwenden.

Sind keine Komplikationen zu erkennen, kann man die Tracheostomaumgebung einfach mit pH-neutralen Mitteln und lauwarmem Leitungswasser säubern.

Beatmung und Inklusion

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Lebens mit einem Trachostoma ist der soziale. Es gibt einige Aspekte, die einen Menschen, der invasiv beatmet wird, daran hindern könnten, am Sozialleben teilzunehmen – und es gibt Mittel und Wege, um diese Aspekte zu vermeiden bzw. ihnen entgegen zu wirken.

Mehr dazu können Sie unserem Beitrag zum Thema Beatmung und Inklusion entnehmen.

Das waren nun die ersten Grundlagen zum Thema Tracheotomie, Tracheostoma, Trachealkanüle und der Situation tracheotomierter Patienten. Weitere Anregungen und Fragen können gerne bei Facebook gepostet werden!

Die Informationen zu Tracheotomie und Tracheostoma können hilfreich für Angehörige und Pflegekräfte in der Intensivpflege sein. Die Inhalte orientieren sich an dem Buch: „Die Therapie des Facio-Oralen Trakts (F.O.T.T. nach Kay Combes)“ von Ricki Nusser-Müller-Busch.

Dies war ein Gastbeitrag der Patholinguistin Kirstin Neumann.
Das Bild stammt von Klaus D. Peter veröffentlicht auf Wikipedia

Hier sind wir mit unserer ambulanten Intensivpflege tätig

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