
Die Blutgasanalyse (BGA) – Qualität in der Beatmungspflege
Geschrieben von am 20. Januar 2022
Kategorie: Intensivpflege
Die Blutgasanalyse ist ein Messverfahren, anhand dessen man konkrete und objektive Aussagen über Gasaustauschprobleme sowie die Effektivität einer Beatmung treffen kann. Sie misst die Gasverteilung von Sauerstoff, Kohlendioxid und den pH-Wert sowie den Säure-Basenhaushalt des Blutes. Durch Blutgasanalysen kann eine qualitative Beatmungspflege gewährleistet werden.
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Wann wird eine Blutgasanalyse durchgeführt?
Regelmäßige Blutgasanalysen, beispielsweise in monatlichen Intervallen, können bei chronisch kranken Menschen Sinn ergeben. Prinzipiell muss eine Blutgasanalyse einen konkreten Grund haben und zielführend sein. Dies kann bei einer Verschlechterung der Befindlichkeit des pflegebedürftigen Menschen der Fall sein.
Was sind die Ziele der Blutgasanalyse?
Mit der Blutgasanalyse kann sich man ein sehr genaues Bild von der Wirkung der Beatmung machen. Die Diagnose dient dazu, die Beatmung genau einzustellen und die Kerntherapie zu kontrollieren. Darüber hinaus kann auch der Weaningprozess, also die Entwöhnung von der Beatmung, durch Blutgasanalysen abgesichert werden.
Welche Vorteile bietet ein Atmungstherapeut bei der Blutgasanalyse?
Es bringt wenig, einfach so eine BGA anzusetzen und auszuwerten. Denn der Kontext ist immer von zentraler Bedeutung: Kommt der Patient gerade aus der Beatmung? Ist die Beatmungssituation stabil bzw. normal?
Und hier kommt der Atmungstherapeut ins Spiel – er geht mit einem geschulteren Blick an die BGA heran, trägt dem Kontext individuell Rechnung und kann gerade auch bei ungewöhnlichen Problemen durch gezielte BGAs herausfinden, was nicht stimmt.
Er kann schnell Gegenmaßnahmen empfehlen und damit auch mit den Ärzten in die Kommunikation gehen.
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Die Parameter – Was wird bei einer Blutgasanalyse genau gemessen?
Mit der BGA kann man direkt mit der Beatmung in Verbindung stehende Gase als auch metabolische Komponenten messen. Damit lassen sich auch Aussagen über den Stoffwechsel treffen.
- pH-Wert
mit dem pH-Wert lässt sich das Säure-Base-Verhältnis im Körper beziffern. Der Norm-Wert liegt bei 7,35 bis 7,45 Ein Sauerstoffmangel bzw. Überschuss an Kohlendioxid lässt das Blut "sauer" werden - HCO3-
Das Hydrogenbicarbonat ist ein "Säurefänger", den der Körper auf zu saures Blut hin bildet - BE
Der Base Excess gibt an, welcher Basenanteil fehlt oder zuviel vorhanden ist, um den pH-Wert in der Norm zu halten Norm ist hier -3 – +3 - pCO2
Dieser Wert bezeichnet den Kohlendioxid-Partialdruck, also im Blut gelöstes Kohlendioxid. Ist der Wert zu hoch, bedeutet das, dass zu wenig Kohlendioxid abgeatmet wird. Der pCO2-Wert lässt die besten Rückschlüsse auf die Beatmung zu; Änderungen der Einstellungen haben einen sofortigen Einfluss auf diesen Wert. Normwert ist 35 - 45 mmHg - pO2
Dieser Wert ist der Sauerstoffpartialdruck und kennzeichnet die Sauerstoffsättigung im Blut. Ein zu niedriger Sauerstoffpartialdruck bedeutet, dass zu wenig Sauerstoff im Blut gebunden ist. Normwert: >70 mmHg (erhöhte Werte haben keine Konsequenz bei Erwachsenen. Der pO2-Wert hat direkten Einfluss auf den SpO2. - SpO2
Dieser Wert gibt an, wie viel Sauerstoff sich im Verhältnis zur maximalen Kapazität im Blut befindet. - SaO2
SaO2 beziffert die arterielle Sauerstoffsättigung. Normal sind hier 94-97% - Kalium, Natrium, Glucose, Kreatinin etc. sind mit der BGA ebenfalls messbar.
Was bedeutet Partialdruck?
Ein Partialdruck-Wert gibt an, welchen Anteil der jeweilige Wert am Gesamtdruck des Gasgemisches im Blut hat.
Normwerte der Blutgasanalyse
Wert | Normwert |
pH | 7,35-7,45 |
HCO3- | 22-26mmol/L |
BE | -3 – +3 |
pCO2 | 35-45 mmHg |
pO2 | >70 mmHg |
SpO2 | 95-99% |
SaO2 | 94-97% |
Wie führt man eine Blutgasanalyse durch?
Es gibt eine stationäre und eine ambulante Art, Blutgasanalysen durchzuführen. Mit der sogenannten arteriellen Punktion können Ärzte die Analyse in der Praxis oder der Klinik durchführen.
Die kapilläre Blutgasanalyse ist das Verfahren, das beispielsweise von Atmungstherapeuten in der Häuslichkeit des Patienten durchgeführt werden kann.
Damit ist es sehr viel patientenfreundlicher, die Fahrten ins Krankenhaus vermieden werden.
Quelle: Norbert Papendell, Florence Nightingale Krankenhaus
Benötigtes Material
- Salbe, die die Durchblutung fördert
- Einmalhandschuhe
- Tupfer
- Desinfektionsmittel
- Einmal-Lanzetten (halbautomatisch)
- Probengefäß
- Abwurf
- Heftpflaster
- BGA-Gerät mit Zubehör
Durchführung einer kapillären Blutgasanalyse
1. Vorbereitung
Zuerst präpariert man eine Punktionsstelle. Dafür bieten sich Ohrläppchen oder Fingerbeeren an – bei Kindern auch die Ferse. Dazu trägt man die durchblutungsfördernde Salbe auf, die den Anteil an arteriellem Blut an der jeweiligen Stelle erhöht. Das vereinfacht die Probengewinnung.
2. Desinfektion
Neben den Händen wird auch die Punktionsstelle gründlich desinfiziert.
3. Freisetzen eines Blutstropfens
Dazu nutzt man die halbautomatische Einmal-Lanzette, die mit einem kleinen Stich, der kaum zu spüren ist, den Blutstropfen freisetzt.
Quelle: Norbert Papendell
4. Entnahme der Probe
Durch "Melken" der Punktionsstelle wird genug Blut gesammelt, um ein valides Testergebnis liefern zu können. Dabei muss man bei der kapillären BGA darauf achten, nicht zu stark zu drücken, da sonst Erythrozyten zum Platzen gebracht werden können, was die Kaliumwerte verfälscht.
Quelle: Norbert Papendell
5. Eingabe der Probe ins Messgerät
6. Entsorgung der Materialien
Zum Abschluss werden sämtliche Materialien fachgerecht entsorgt.
Arterielle, kapilläre und venöse Blutgasanalyse
Für eine Blutgasanalyse kann Blut aus Arterien, Kapillaren und Venen entnommen werden.
Für eine arterielle Blutgasanalyse wird arterielles Blut aus der Speichenarterie am Handrücken entnommen. Sie kann in der Klinik, in der Arztpraxis oder im Labor durchgeführt werden.
Auch eine kapilläre Blutgasanalyse nutzt arterielles Blut. Diese Art der Analyse kann allerdings auch zuhause durchgeführt werden, was viel Zeit und Mühe spart.
Der Vorteil der Messung von arteriellem Blut ist, dass eine Oxygenierung gemessen und beurteilt werden kann. Erfolgt die BGA mit Blut aus einer Vene, ist keine Aussage über die Oxygenierung möglich.
Eine venöse BGA eignet sich beispielsweise für Patienten in der Notaufnahme für einen ersten Check, da das Blut sehr leicht entnommen werden kann. Wenn der Patient eine gute Sauerstoffsättigung im Blut hat und keine Atemprobleme zeigt, braucht es normalerweise keine arterielle BGA.
Gegen die arterielle Blutgasanalyse spricht, dass sie sowohl für den behandelnden Arzt als auch für den Patienten sehr aufwändig, zeitintensiv und tatsächlich auch risikobehaftet ist. Daher tendiert man allgemein zur kapillären Blutgasanalyse.
Zur Info:
Als Oxygenierung bezeichnet man die Sauerstoffbindung an das zweiwertige Eisen im Hämoglobin. Als Messwert dient hier der Sauerstoffpartialdruck (pO2).
Bei beatmeten Patienten ist eine regelmäßige arterielle Blutgasanalyse vonnöten.
Interpretation der Ergebnisse
Anhand der Messergebnisse der Blutgasanalyse kann man konkrete Gründe für Atemnot angeben, die sonst eher nur unklar benannt werden können, sowie auch die Effektivität der Beatmung präzise optimieren.
Zu beachten ist hierbei:
- Respiratorische Azidose (Übersäuerung des Blutes)
Der Grund ist zu viel CO2 im Blut, die häufigste Ursache ist Minderbelüftung (Hypoventilation) - Respiratorische Alkalose (Überlaugung des Blutes)
Der Grund ist zu wenig CO2 im Blut, die Ursache zumeist Hyperventilation (Überbelüftung) - Oxygenierung (Sauerstoffbindung)
Es sollten SaO2-Werte (arterielle Sauerstoffsättigungswerte) von 90% anvisiert werden.
Sowohl eine Übersäuerung als auch eine Überlaugung des Blutes können mit der Häufung oder Ausscheidung von HCO3- bis zu einem gewissen Grad kompensiert werden. Greift dieser Mechanismus nicht mehr, muss die Beatmung entsprechend angepasst werden.
Eine BGA am konkreten Beispiel
pH 7,431
pCO2 52,2 mmHg
pO2 L1 59,4 mmHg
HCO3- 34,3 mmol/L
BEecf 10,0 mmol/L
SaO2 91,5%
In diesem Fall ist der pO2-Wert sehr niedrig. Es empfiehlt sich also eine Erhöhung der Atemfrequenz. Dadurch wird die Ausatmung verkürzt. So kann der Patient das erhöhte pCO2 abatmen und dadurch auch den pO2-Wert erhöhen.
Es wäre auch möglich, das I:E-Verhältnis zu erhöhen, wodurch der Patient ebenfalls mehr CO2 abatmen könnte.
Zur Info
Das I:E-Verhältnis bezeichnet das Verhältnis zwischen Inspiration und Expiration, also Ein- und Ausatmung.